Glücksspielstaatsvertrag könnte 2026 reformiert werden: Was steht zur Diskussion?

Glücksspielstaatsvertrag: Was ändert sich 2026?

Der Glücksspielstaatsvertrag, kurz GlüStV, ist noch keine fünf Jahre alt, doch die Diskussionen um eine Reform laufen bereits heißer als so mancher Pokerabend im Kellercasino. Eigentlich sollte der Vertrag bis 2028 gelten, doch eine gesetzlich vorgeschriebene Evaluation steht schon 2026 an. 

Und wer glaubt, dass das nur eine trockene Bestandsaufnahme wird, hat sich geschnitten. Bereits jetzt ist klar, dass es hier um Grundsatzfragen geht. Was darf der Staat kontrollieren, was soll er schützen und was passiert, wenn Spieler sich lieber auf dem Schwarzmarkt austoben? Die Regulierung des Glücksspiels in Deutschland war immer ein Drahtseilakt. Immerhin stehen Freiheit, Verantwortung und Kontrolle auf dem Spiel. Der GlüStV 2021 sollte all das auf eine gemeinsame Linie bringen. Ob das so richtig gut funktioniert hat, soll jetzt evaluiert werden.

Was der Glücksspielstaatsvertrag derzeit regelt und warum er auf dem Prüfstand steht

Mit dem Inkrafttreten des GlüStV 2021 haben sich die Bundesländer erstmals auf ein bundesweit einheitliches Regelwerk geeinigt. Ziel war es, legale Angebote attraktiver zu machen, illegale zu verdrängen und den Spielerschutz auszubauen. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) wurde als zentrale Aufsicht eingerichtet und sollte fortan für Lizenzvergaben, Aufsicht und Netzsperren zuständig sein.

Doch der vermeintlich große Wurf wirkt im Rückblick wie ein hastig zusammengesteckter Baukasten. Viele Regeln sind komplex, manche Anbieter haben ihre Lizenzen erst Monate oder Jahre nach Inkrafttreten des Vertrags erhalten. Das monatliche Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Spieler wurde vielfach kritisiert, ebenso die technische Umsetzung zentraler Überwachungssysteme. 

Die Kanalisierungsquote, also der Anteil der Spieler, die bei lizenzierten Anbietern spielen, liegt laut verschiedenen Schätzungen nur zwischen 50 und 70 Prozent. Das Ziel von 90 Prozent scheint damit in weiter Ferne. Kein Wunder also, dass sich die Branche schon jetzt auf die Reformdebatte einstellt.

Lautstarke Kritik an den bestehenden Regelungen

Vor allem über das Einzahlungslimit wird heftig gestritten. 1.000 Euro monatlich gelten derzeit für alle Anbieter zusammen, unabhängig davon, wie viele Plattformen ein Spieler nutzt. Was auf dem Papier nach wirksamem Spielerschutz aussieht, erweist sich in der Praxis oft als unflexibel. 

Spieler mit hoher Bonität, aber seriösem Spielverhalten fühlen sich gegängelt. Gleichzeitig ist die technische Überwachung über LUGAS und OASIS anfällig für Störungen und fehleranfällige Prozesse. Viele Spieler spielen lieber ohne LUGAS System im Casino und weichen unter anderem deshalb auf illegale Anbieter aus.

Dazu kommen Verzögerungen bei der Datenverarbeitung, komplizierte Identitätsprüfungen und Datenschutzbedenken. Manche Anbieter berichten von aufwendigen Verfahren, die weder für Kunden noch für die Systeme effizient sind. Spieler, die sich selbst gesperrt haben, landen mitunter erst verspätet in der Sperrdatei. Bei einem sensiblen Thema wie Spielsucht ist das mehr als nur ein Schönheitsfehler.

Welche Interessen treffen aktuell aufeinander?

Die Reformdiskussion ist geprägt vom Grundkonflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen der Anbieter und dem öffentlichen Auftrag zum Schutz der Spieler. Anbieter fordern mehr Flexibilität, weniger bürokratische Hürden und ein wettbewerbsfähigeres Umfeld. Spielerschutzinitiativen hingegen warnen vor einer schleichenden Aufweichung zentraler Schutzmaßnahmen und mahnen vor zu starker Deregulierung.

Dazwischen steht die Politik. In den Länderparlamenten und Ministerien ringen unterschiedliche Fraktionen um Einfluss, Gestaltungsspielräume und vor allem um die Kontrolle über die Deutungshoheit. Die einen sehen in der Reform die Chance auf eine praxisnahe Modernisierung, die anderen fürchten ein Einfallstor für eine Glücksspiel-Industrie, die sich heutzutage nicht mehr nur auf Automatenhallen in Vorstädten beschränkt.

Die GGL als wichtigste Aufsichtsinstanz ist eine vergleichsweise junge Behörde mit einem ambitionierten Auftrag. In der Praxis fehlt es aber oft an Personal, Ressourcen und klaren Prozessen. Die Reformdebatte bringt daher auch Vorschläge auf den Tisch, wie die GGL technisch, organisatorisch und rechtlich gestärkt werden könnte.

Dazu zählen etwa schnellere Lizenzverfahren, klarere Zuständigkeiten und effizientere Strukturen. Auch eine Ausweitung der Befugnisse, etwa zur direkten Durchsetzung von Netzsperren oder zur Überwachung technischer Schnittstellen, wird diskutiert. Anbieter, die auf Legalität setzen, könnten davon profitieren, sofern gleichzeitig ein transparenter Rahmen entsteht. Ob sich jedoch eine stärkere Kontrolle positiv auf die Akzeptanz bei Spielern auswirkt, steht auf einem anderen Blatt.

Schwarzmarkt bekämpfen, aber wie?

Der Schwarzmarkt ist und bleibt das große Sorgenkind der Branche. Während legale Anbieter mit Regeln, Steuern und technischen Anforderungen jonglieren müssen, operieren illegale Plattformen oft aus dem Ausland, werben aggressiv in sozialen Netzwerken und bieten kaum Spielerschutz. Ein Dilemma, das sich kaum mit einem erhobenen Zeigefinger lösen lässt.

Ab Mai 2026 sollen Internetprovider deshalb dazu verpflichtet werden, Seiten ohne deutsche Lizenz zu sperren. Ob IP-Blocking tatsächlich wirksam ist, ist umstritten. Kritiker warnen vor rechtlichen Risiken. Trotzdem sehen viele in solchen Sperren ein notwendiges Werkzeug, um überhaupt Kontrolle ausüben zu können. Auch klarere Warnhinweise, schärfere Altersverifikationen und eine bessere Vernetzung mit internationalen Behörden stehen zur Debatte.

Ein besonders brisantes Thema ist die Einführung einer spielerbezogenen Identifikationskarte. Wer künftig spielt, könnte dazu verpflichtet werden, sich zentral zu registrieren, unabhängig vom Anbieter oder Spieltyp. So ließen sich Einsätze erfassen, Sperren durchsetzen und riskantes Spielverhalten frühzeitig erkennen.

Kritiker sehen darin den Einstieg in eine gläserne Spielergesellschaft. Fragen zum Datenschutz, zur technischen Umsetzung und zur Verantwortlichkeit bei Missbrauch stehen ebenso im Raum wie praktische Überlegungen. Was passiert, wenn das System ausfällt? Und wie wird mit Spielern umgegangen, die schlicht anonym bleiben wollen?

Darum steht auch die Besteuerung zur Debatte

Bisher werden in Deutschland Einsätze besteuert. Das bedeutet im Klartext, dass der Fiskus mitkassiert, und zwar egal, ob ein Spieler gewinnt oder verliert. Diese Systematik stößt nicht nur in der Branche auf Kritik. Wer auf legale Anbieter setzt, zahlt mit jedem Klick. Wer auf ausländische Seiten ausweicht, spart.

Die Idee einer Gewinnsteuer liegt daher nahe. Nur wer tatsächlich gewinnt, soll auch zur Kasse gebeten werden. Das würde legale Anbieter entlasten und könnte die Attraktivität des offiziellen Markts steigern. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob eine solche Umstellung zu Einbußen bei den Staatseinnahmen führt oder ob am Ende doch mehr hängen bleibt, wenn sich mehr Spieler für den legalen Weg entscheiden.

Was 2026 passieren soll und wie es danach weitergehen könnte

Bis Ende 2026 soll die große Evaluation stehen. Erste Anhörungen, Zwischenberichte und politische Positionspapiere zeichnen sich bereits am Horizont ab. Die Länder, die bisher oft in ihrem eigenen Tempo agiert haben, müssen sich erneut zusammentun. 

Ein Reformpaket noch vor Ablauf des aktuellen Vertrags ist wahrscheinlich. Ob es klein ausfällt oder die Weichen für eine komplett neue Regulierung stellt, wird maßgeblich davon abhängen, wie deutlich die bisherigen Schwächen benannt werden und wie mutig Wirtschaft und Politik beim Umbau agieren.

Spätestens 2028 könnte dann ein neuer Staatsvertrag vorliegen. Mit klareren Regeln, besserem Vollzug und vielleicht auch einer Portion mehr Realitätssinn. Sicher scheint, dass der Status quo nicht bleiben wird, wie er ist. 

Wichtiger Hinweis: Die Inhalte dieses Magazins dienen ausschließlich Informations- und Unterhaltungszwecken und besitzen keinen Beratercharakter. Die bereitgestellten Informationen waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell. Eine Garantie für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit wird nicht übernommen, jegliche Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung dieser Inhalte ist ausgeschlossen. Diese Inhalte ersetzen keine professionelle juristische, medizinische oder finanzielle Beratung. Bei spezifischen Fragen oder besonderen Umständen sollte stets ein entsprechender Fachexperte hinzugezogen werden. Texte können mithilfe von KI-Systemen erstellt oder unterstützt worden sein.

Weiterempfehlen:

Bild von Michael Jagersbacher

Michael Jagersbacher

Michael Jagersbacher ist Bestseller-Autor, Content-Stratege und ist Gründer der Exzellents Group. Mit seinen Fachportalen, darunter Steirische Wirtschaft, LeaderMagazin und WirtschaftsCheck, steht er seit Jahren für fundierten Wirtschaftsjournalismus und strategisches Storytelling, das den Mittelstand nachhaltig stärkt. Als Autor und Ghostwriter begleitet er Unternehmer beim Verfassen eigener Bücher, um ihre Expertise überzeugend zu positionieren und ihre Marke zu profilieren. Seine Leidenschaft gilt der Verbindung von Markenstrategie, Medienarbeit und Content-Marketing.

Weitere Artikel von diesem Autor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert